Die einzige noch funktionsfähige Windmühle im Kreis Segeberg
Geschichte der MühleIm Jahre 1862 erwirbt der aus dem Nachbarort Wakendorf II stammende Zimmer- mann Hans Heinrich Möller in der damaligen, selbstständigen Gemeinde Götzberg am „Grotenbarg“ eine Parzelle und errichtet dort ein Wohnhaus.Es ist die Zeit nach der Aufhebung des Mühlenzwanges. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Bauern des Kirchspiels Kaltenkirchen gezwungen, ihr Getreide zum Mahlen zur weit entfernt liegenden Wassermühle Campen (Nützen) zu bringen.Ermuntert durch Götzberger Bauern errichtet Möller 1877 auf seiner ca. 70 m über Normalnull liegenden Parzelle einen Berg- bzw. Erdholländer. Statt der bisher verwendeten Pappholzbrettchen werden Jalousien aus lackierten, leinenbespannten Drahtrahmen erstellt. Klein in den Maßen, beträgt die Achtkantweite nur 7,50 m und die Ständerlänge 7 m. Trotzdem werden auf dem Steinboden drei Mahlgänge untergebracht.Als Pächter holt sich Möller den Müllergesellen Marx Schlüter. Bereits 1879 übernimmt Schlüter die Mühle. Die Familie Möller zieht weiter in den Nachbarort Henstedt und gründet dort eine Zimmerei.Die Geschäfte laufen gut. Um Platz für mehr Lager und Maschinen zu haben, wird um 1895 der Mühlenberg abgetragen und ein quadratischer Unterbau erstellt. Das Dach wird als Galerieebene genutzt. 1905 wird der Steert durch eine Windrose ersetzt. Elevatoren werden eingebaut.1908 erfolgt die Übergabe des auf den neuesten Stand gebrachten Betriebes an den Sohn Johannes. Durch den Einbau eines Walzenstuhles und eines Plansichters konnte man jetzt neben Schrot auch Mehl produzieren. Um unabhängiger vom Wind zu sein, wurde ein Sauggasmotor eingebaut. Während des 1. Weltkrieges steht die Mühle still. Auch während des Stillstandes musste die Mühle weiter gewartet werden. Diese Arbeiten wurden von der Frau des Müllers übernommen. Anfang der 30er Jahre erfolgt der Anschluss ans öffentliche Stromnetz. Der Sauggasmotor wird gegen einen 15 KW leistenden Elektromotor ausgetauscht.Ab 1937 übernimmt die nächste Generation, in Gestalt von Max Schlüter, die Mühle.Das markante Silo entsteht. 1938 lässt Schlüter zwei der vorhandenen Mahlgänge mit neuster Technik auf Unterantrieb umbauen. Spezielle Mahlgangsgetriebe der in Hannover ansässigen Maschinenfabrik „Wülfel“ ersetzen die offenen Kegelrad-Getriebe. Ein Novum in Schleswig-Holstein. Den Antrieb besorgt bis heute der 15 KW-Elektromotor. Durch die Kriegszerstörungen erleben die kleinen, dörflichen Mühlen eine kurze Blütezeit. Bis zu 300 Zentner Backschrot liefert der Betrieb bis nach Hamburg aus.Ab 1950 setzt in Deutschland das große Mühlensterben ein. Von der Politik wird 1955 quasi eine sogenannte „Stilllegungsprämie“ beschlossen. Die Familie Schlüter hält trotz aller Widrigkeiten an ihrer Mühle fest.Im Jahre 1965 erfolgt die Übergabe der Mühle an den Sohn Klaus. Auch unter Klaus Schlüter wird weiter in den Betrieb investiert. Unter anderem wird eine Getreidetrocknung installiert. Die Windmühle wird immer weniger genutzt. Um die Mühle weiterhin zu beschäftigen, wird ein Generator zur Warmwasserbereitung eingebaut. Unter Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege Kiel, des Denkmalschutzamtes Hamburg, des Kreises Segeberg und des Landesmühlenverbandes erfährt 1973 der Windfänger eine größere Reparatur.2001 übergab Klaus Schlüter das Geschäft an seinen gleichnamigen Sohn. Zusammen mit seiner Schwester Angela führt dieser seitdem den Betrieb als reinen Landhandel weiter. Die Mühle wird nur noch gelegentlich bewegt.Der Bruch eines Flügels im März 2004 stellt unverhofft die Weichen für die Zukunft der Mühle. Eine Gruppe interessierter Bürger und Bürgerinnen, unterstützt von der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, gründet am 14.06.2004 den „Verein Götzberger Windmühle e.V.“ und nimmt damit die Sicherung des Kulturdenkmals in die Hand. Der Finanzbedarf wird ermittelt. Spenden und Fördergelder werden durch den umtriebigen Vorsitzenden Wolfgang Sievers eingeworben. In den Jahren 2006 bis 2008 erfolgte eine Komplettsanierung. Die Kappe mit neuer Windrose wird erneuert. Ein neues Jalousie-Flügelkreuz angebracht, ein neuer Bunkel montiert. Die Endabrechnung beläuft sich auf 225.000,00 Euro, die durch Mitglieder erbrachten Eigenleistungen nicht mitgerechnet. Die Kosten teilen sich zu je einem Drittel die Gemeinde, die Denkmalschutzbehörden und der Verein. Auch in den Folgejahren benötigt die „alte Dame“ regelmäßige Investitionen. Das als Galerie genutzte Dach des Unterbaus muss ständig gegen Leckagen abgedichtet werden. Im Sommer 2013 wird mit Heizgebläsen die Mühle aufgeheizt, um den Holzwurm zu bekämpfen. Sichtbare Durchfeuchtungen des Rumpfes machen 2019 eine komplette Erneuerung der Verschalung einschließlich der Pappschindeln nötig. Auch im Jahre 2021 stehen umfangreiche Reparaturen am Windmahlgang an.All diese Aufgaben sind nur durch einen engagierten Verein und aktive Mitglieder realisierbar. Bisher war es dem Verein immer wieder möglich, Zuschüsse der Gemeinde, des Denkmalschutzes und privater Sponsoren einzuwerben.Auch der zu erbringende Eigenanteil konnte durch Mitgliedsbeiträge, Mühlen- führungen und dem jährlich am Pfingstmontag stattfindenden Mühlenfest aufgebracht werden.
Die einzige noch funktionsfähige Windmühle im Kreis Bad Segeberg
Geschichte der MühleIm Jahre 1862 erwirbt der aus dem Nachbarort Wakendorf II stammende Zimmer- mann Hans Heinrich Möller in der damaligen, selbstständigen Gemeinde Götzberg am „Grotenbarg“ eine Parzelle und errichtet dort ein Wohnhaus.Es ist die Zeit nach der Aufhebung des Mühlenzwanges. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Bauern des Kirchspiels Kaltenkirchen gezwungen, ihr Getreide zum Mahlen zur weit entfernt liegenden Wassermühle Campen (Nützen) zu bringen.Ermuntert durch Götzberger Bauern errichtet Möller 1877 auf seiner ca. 70 m über Normalnull liegenden Parzelle einen Berg- bzw. Erdholländer. Statt der bisher verwendeten Pappholzbrettchen werden Jalousien aus lackierten, leinenbespannten Drahtrahmen erstellt. Klein in den Maßen, beträgt die Achtkantweite nur 7,50 m und die Ständerlänge 7 m. Trotzdem werden auf dem Steinboden drei Mahlgänge untergebracht.Als Pächter holt sich Möller den Müllergesellen Marx Schlüter. Bereits 1879 übernimmt Schlüter die Mühle. Die Familie Möller zieht weiter in den Nachbarort Henstedt und gründet dort eine Zimmerei.Die Geschäfte laufen gut. Um Platz für mehr Lager und Maschinen zu haben, wird um 1895 der Mühlenberg abgetragen und ein quadratischer Unterbau erstellt. Das Dach wird als Galerieebene genutzt. 1905 wird der Steert durch eine Windrose ersetzt. Elevatoren werden eingebaut.1908 erfolgt die Übergabe des auf den neuesten Stand gebrachten Betriebes an den Sohn Johannes. Durch den Einbau eines Walzenstuhles und eines Plansichters konnte man jetzt neben Schrot auch Mehl produzieren. Um unabhängiger vom Wind zu sein, wurde ein Sauggasmotor eingebaut. Während des 1. Weltkrieges steht die Mühle still. Auch während des Stillstandes musste die Mühle weiter gewartet werden. Diese Arbeiten wurden von der Frau des Müllers übernommen. Anfang der 30er Jahre erfolgt der Anschluss ans öffentliche Stromnetz. Der Sauggasmotor wird gegen einen 15 KW leistenden Elektromotor ausgetauscht.Ab 1937 übernimmt die nächste Generation, in Gestalt von Max Schlüter, die Mühle.Das markante Silo entsteht. 1938 lässt Schlüter zwei der vorhandenen Mahlgänge mit neuster Technik auf Unterantrieb umbauen. Spezielle Mahlgangsgetriebe der in Hannover ansässigen Maschinenfabrik „Wülfel“ ersetzen die offenen Kegelrad-Getriebe. Ein Novum in Schleswig-Holstein. Den Antrieb besorgt bis heute der 15 KW-Elektromotor. Durch die Kriegszerstörungen erleben die kleinen, dörflichen Mühlen eine kurze Blütezeit. Bis zu 300 Zentner Backschrot liefert der Betrieb bis nach Hamburg aus.Ab 1950 setzt in Deutschland das große Mühlensterben ein. Von der Politik wird 1955 quasi eine sogenannte „Stilllegungsprämie“ beschlossen. Die Familie Schlüter hält trotz aller Widrigkeiten an ihrer Mühle fest.Im Jahre 1965 erfolgt die Übergabe der Mühle an den Sohn Klaus. Auch unter Klaus Schlüter wird weiter in den Betrieb investiert. Unter anderem wird eine Getreidetrocknung installiert. Die Windmühle wird immer weniger genutzt. Um die Mühle weiterhin zu beschäftigen, wird ein Generator zur Warmwasserbereitung eingebaut. Unter Beteiligung des Landesamtes für Denkmalpflege Kiel, des Denkmalschutzamtes Hamburg, des Kreises Segeberg und des Landesmühlenverbandes erfährt 1973 der Windfänger eine größere Reparatur.2001 übergab Klaus Schlüter das Geschäft an seinen gleichnamigen Sohn. Zusammen mit seiner Schwester Angela führt dieser seitdem den Betrieb als reinen Landhandel weiter. Die Mühle wird nur noch gelegentlich bewegt.Der Bruch eines Flügels im März 2004 stellt unverhofft die Weichen für die Zukunft der Mühle. Eine Gruppe interessierter Bürger und Bürgerinnen, unterstützt von der Gemeinde Henstedt-Ulzburg, gründet am 14.06.2004 den „Verein Götzberger Windmühle e.V.“ und nimmt damit die Sicherung des Kulturdenkmals in die Hand. Der Finanzbedarf wird ermittelt. Spenden und Fördergelder werden durch den umtriebigen Vorsitzenden Wolfgang Sievers eingeworben. In den Jahren 2006 bis 2008 erfolgte eine Komplettsanierung. Die Kappe mit neuer Windrose wird erneuert. Ein neues Jalousie-Flügelkreuz angebracht, ein neuer Bunkel montiert. Die Endabrechnung beläuft sich auf 225.000,00 Euro, die durch Mitglieder erbrachten Eigenleistungen nicht mitgerechnet. Die Kosten teilen sich zu je einem Drittel die Gemeinde, die Denkmalschutzbehörden und der Verein. Auch in den Folgejahren benötigt die „alte Dame“ regelmäßige Investitionen. Das als Galerie genutzte Dach des Unterbaus muss ständig gegen Leckagen abgedichtet werden. Im Sommer 2013 wird mit Heizgebläsen die Mühle aufgeheizt, um den Holzwurm zu bekämpfen. Sichtbare Durchfeuchtungen des Rumpfes machen 2019 eine komplette Erneuerung der Verschalung einschließlich der Pappschindeln nötig. Auch im Jahre 2021 stehen umfangreiche Reparaturen am Windmahlgang an.All diese Aufgaben sind nur durch einen engagierten Verein und aktive Mitglieder realisierbar. Bisher war es dem Verein immer wieder möglich, Zuschüsse der Gemeinde, des Denkmalschutzes und privater Sponsoren einzuwerben.Auch der zu erbringende Eigenanteil konnte durch Mitgliedsbeiträge, Mühlen- führungen und dem jährlich am Pfingstmontag stattfindenden Mühlenfest aufgebracht werden.